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Grundsteinlegung Haus Wibbelsmann, Glandorf

Glandorf. Ein erstes Etappenziel hat der Heimat- und Kulturverein Kultourgut erreicht. Die Rückbauarbeiten am Haus Wibbelsmann in Glandorf sind abgeschlossen. Als Startschuss für die Sanierung wurde nun der Grundstein gelegt.

Das Haus Wibbelsmann direkt an der Kirche ist eines der ältesten Gebäude in Glandorf. Der Wirtschaftsteil des Hauses war bis Ende des 18. Jahrhunderts ein Speicher des Hofes Högemann. Anfang des 19. Jahrhunderts war es Haus- und Hofstätte des Kirchhöfers Niggemann. Später wohnte hier die Familie Jostes, ab 1869 die Familie Wibbelsmann und deren Nachfahren, Familie Beckmann.

Planung ist Familiensache

Seit den 1980er-Jahren stand das Haus Wibbelsmann leer. Im vergangenen Jahr verpachtete die Familie Beckmann es für einen symbolischen Erbbauzins in Höhe von einem Euro pro Jahr an den Heimat- und Kulturverein und ermöglichte damit die Sanierung des baufälligen Gebäudes. Anfang des Jahres wurde mit den Arbeiten begonnen. Die Umbauplanung und Bauleitung ist dabei Familiensache. Denn Bernd Beckmann übernahm, Ururenkel von Friedrich August Wibbelsmann und Geschäftsführer des Bau- und Architekturbüros Sahm in Bramsche.

Bauunternehmer David Grüntker und Architekt Bernd Beckmann bei der Grundsteinlegung im Haus Wibbelsmann in Glandorf. (Foto: Anke Schneider) 

Für Bernd Beckmann ist die Sanierung des Hauses Herzensangelegenheit und Herausforderung zugleich. Das Haus Wibbelsmann ist sein Elternhaus und die Aufgabe, ein altes Haus in Absprache mit dem Denkmalschutz instand zu setzen, groß.

Die Grundsteinlegung war ein feierlicher Akt, zu dem der gesamte Vorstand des Vereins zusammenkam. Michael Salisch hatte eine Kupferkapsel vorbereitet, in die Urkunden über historische und aktuelle Ereignisse, ein Papier mit den Unterschriften des Vereinsvorstandes und ein Exemplar der Neuen Osnabrücker Zeitung eingelötet worden waren. Als Tag für die Grundsteinlegung hatte sich der Verein den 163. Geburtstag von Prof. Dr. Franz Jostes ausgesucht, der im Haus Wibbelsmann geboren wurde,

Abgefaulte Balken im Haus Wibbelsmann zeugen davon, dass die Sanierung nicht mehr länger hätte hinausgeschoben werden können. (Foto: Anke Schneider) 

Der anschließende Rundgang durchs Haus offenbarte, dass die Rettung des Gebäudes nahezu in letzter Minute kam. Erst das Freilegen des Fachwerks gab den Blick auf große und kleine Katastrophen frei, die sich im Stillen hinter Tapete und Putz abgespielt hatten. Durchgefaulte Balken im Ständerwerk zeugen von Feuchtigkeitseinbrüchen. Nachträglich gebaute Kellergänge, eine vor einer Wand endende Kellertreppe und eine Mischung aus älteren und jüngeren Bauteilen an verschiedenen Stellen im Haus verraten, dass mehrere Generationen Hand angelegt und umgebaut haben.

Fenster im September

Im Zuge der Sanierung wurde nun das gesamte Mauerwerk freigelegt. Die Pfannen wurden vom Dach abgenommen, um die Wände zu entlasten. „Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir die Wände sanieren konnten“, sagt Beckmann. Viele neue Balken müssen eingezogen, Fache ausgebessert und Lehmputz, wie er damals verwendet wurde, aufgebracht werden. „Im September kommen die Fenster“, kündigt Vereinsvorsitzender Frank Niermann an. Dann sind die Böden dran, die an vielen Stellen nicht mehr tragen. „Wir werden aber erhalten, was eben zu erhalten ist“, sagt Bernd Beckmann.

Der Vorstand des Heimat- und Kulturvereins bei der Baubesichtigung: (von links) Andreas Pues, Kai Bosecker, Michael Sabisch, Frank Niermann, Ursula Lefken, Henk Hemmesmann, Dieter Heimsath, Vera Sprengkamp, Klaus Irlenbusch und Karl-Heinz Krützkamp. (Foto: Verein Kultourgut)

Im Sommer 2022 soll das alte Haus Wibbelsmann fertig saniert sein. Ein großes Plakat an der Kirche zeigt, wie es aussehen wird. Orientiert haben sich die Vereinsmitglieder an der alten Bausubstanz und an alten Bildern. Die sanft-gelbe Farbe der Fassade wird ebenso bleiben wie das einstige grüne Deelentor, das später durch ein Garagentor ersetzt wurde. Im Wirtschaftsteil gibt es ein etwa 300 Jahre altes, hölzernes Förderrad, mit dem Heu und Stroh auf den Dachboden gezogen wurde. „Vollkommen intakt“, sagt Beckmann stolz. So etwas müsse unbedingt erhalten werden.

Kulturzentrum

Das Haus im Herzen Glandorfs soll eine Begegnungsstätte und ein Kulturzentrum für Glandorfs Bürger werden. Und es wird das Leuchtturmprojekt des erst zehn Jahre alten Vereins Kultourgut. Die Mitglieder können es kaum abwarten, bis das Haus fertig ist. „Wir liegen zum Glück voll im Zeitplan“, sagt Frank Niermann strahlend.

(Neue Osnabrücker Zeitung, 22.07.2021)

22.07.21